Hallo Leute,
eine Extrem traurige (für den Einen oder Anderen vieleicht sogar fröhliche) Nachricht hab ich heute -
ICH HABE FERTIG !!!! (Freundlich entliehen von Maestro Giovanni Trappatoni)
Der Endspurt war mit dem einen oder anderen Fallstrick gespickt (z.B. versehentliches Durchtrennen eines Antennekabels...
), aber es ist nun vollbracht.
Im Einzelnen - Das Schiff hatte bereits bei der Indienststellung Heckantennen. Verwirrt hatte mich eine Werftzeichnung wo keine vorhanden waren. Ab 1914 kamen sogar noch zwei Antennen vom Fockmast zum Bug dazu. Interessanterweise dienten diese nicht zum Funken, sondern zum Abhören und Stören.
Die Antenne wurden zunächst grob gestrickt und dann mit EINEM Spreizer versehen.
Die (fast vergessenen) Reparaturkräne für die Scheinwerfer wurden hergestellt und angebracht.
Dann wurden die fertigen und getrockneten Antennen locker vom Hauptmast zum Heck gespannt.
Erst am nächsten tag habe ich diese gespannt.
Paralell wurden die Relinge geformt, lackiert und verklebt.
Auch andere Kleinigkeiten wie Steigeisen wurden in den Trockenpausen angebracht.
Dann entdeckte ich den Nachtfahrtanzeiger - den musste ich auch noch erstellen...
Mit diesem Teil konnte bei Nacht den folgenden Schiffen die Geschwindigkeit angezeigt werden. Mit dem Kranz und dem Kreuz in der Mitte weren 11 Signale vorgegeben, von "Keine Fahrt" über "Volle Kraft Voraus" bis hin zu "Stopp" und "Ankern".
Spannen der Heckantennen
Und nachspannen der Rettungsbootsdavids.
Last not Least - Die Namensplatten der OLDENBURG.
Fertig - oder doch nicht????
Irgendwie kam mir dieses Modell, zu dem ich ein Jahr gebraucht habe, so "Tot" vor.
Manchmal habe ich ähnlich bekloppte Ideen wie andere hier im Forum - Eine Crew muss her!
Das sind Marinefiguren im Maßstab 1:200 von GPM, welche ich wohl schon Jahrelang hier liegen habe.
Und fertig sieht das dann so aus!
Das ist der Posten Fallreep. Anzug "Erste Geige" mit Waffe.
Wie der Heeressoldat sein Gewehr, so müssen auch die großen Kanonen gereinigt werden. Schwerstarbeit bei den 30,5 cm Geschützen. Überwacht durch einen Maat.
Der Kommandant auf der Brücke im Gespräch mit seinem ersten Offizier.
Tja, und hier ist unser Pechvogel von der 3. Seite.... Matrose Hein Mück hat seinen Anzug schludern lassen und muß sich jetzt von seinem Bootsmann die Leviten lesen lassen. Was jetzt wohl kommt??? Kanonen reinigen, Rost klopfen oder außenbords malen....
Fazit:Das fast 30 Jahre alte Modell der „THÜRINGEN“ ist erstaunlich passgenau und daher vergleichsweise einfach zu bauen. Farbgebung des Unterwasserschiffes und der Bordwände entsprechen von den Schattierungen der Realität, sind aber zu Rot, bzw. haben einen Grünstich. Das Deck ist zu gelb.
Teilweise ist das Modell sehr detailliert, so die Beiboote, andererseits wird zu sehr vereinfacht, z.B. bei den Geschütztürmen.
Der Bausatz ist für ein „Out oft he Set“ Modell heutzutage als „Befriedigend“ einzustufen, für den Zeitpunkt des Erscheinens war er mit Sicherheit ein Top-Modell.
Für den Umbau zur „OLDENBURG“ ist einiges an Recherche notwendig. Sehr wichtig ist, dass man sich frühzeitig auf ein Darstellungsdatum (bei diesem Modell Mitte 1912) festlegt. Grade durch die rasante technische Entwicklung vor und während des ersten Weltkrieges gab es fast monatlich Änderungen. Als Beispiele seien die Fleckerstände, die 8,8 cm Geschütze, die Antennen und somit die Masten mit der Takelung, die Anzahl der Beiboote, der Aufbau der Brücke, Die Torpedoschutznetze etc., genannt.
Auch muß man sich klarwerden, in welchem Zustand sich das Schiff befinden soll: Bei „Klar zum Gefecht“ sind die Relinge niedergelegt und die MA ausgeschwenkt, statt der normalen „Nationale“ sind Gefechtsflaggen gesetzt (größer). Im Hafen könnten Backspieren ausgeschwenkt sein, andere Flaggensetzung usw.
Bei der Oldenburg waren die Schornsteine von Anfang an 2.2 m höher als bei den drei Schwestern, welche die höheren Schornsteine erst im Laufe des Krieges erhielten. Die Masten sahen, aufgrund einer moderneren Funkanlage anders aus. Die Anordnung und Form der Fleckerstände war niemals bei allen Schwestern identisch.
Aber all diese Herausforderungen und kleinen Änderungen und (hoffentlich) Verbesserungen haben trotz des Zeitaufwandes viel Spaß gemacht und die Recherchen für mich als Hobbyhistoriker auch in anderen Feldern viel Neues gebracht.
Was hätte man besser machen können/sollen:
- Das Deck dünn mit einer Lasur streichen, obwohl die Decks an sich im Original deutlich heller ausfielen, alternativ bleibt nur (sehr zeitaufwändig) mit entsprechend dünnem Furnierholz ein Deck herzustellen.
- Die Bordkräne mit Stagen ausstatten. Ein entsprechendes Bild fiel mir leider viel zu spät in die Finger.
- Die Masten aus Holz und Metall anfertigen, um das Verziehen beim Takeln zu minimieren.
Wer in Zukunft ein Schiff der Helgoland-Klasse bauen möchte, kann sich für Tipps gerne mit mir in Verbindung setzen.
Nur zum Abschluss ein Fun-Fact:
Nach heutigen Kosten würde ein „Großlinienschiff“ der Helgoland-Klasse etwa 747 Mio Euro kosten. Eine moderne Fregatte der Klasse 124 (Sachsen-Klasse) kostet heute etwa 700 Mio €.
Das bedeutet, dass für Kriegsschiffe mit der im Verhältnis zur Epoche gleichen Kampfkraft immer das Gleiche zu zahlen ist – egal welches Jahr wir schreiben…
Ich hoffe der Baubericht hat Spaß gemacht, die eine oder andere Information und vielleicht Anregung geliefert.
Jetzt wird aufgeräumt, der basteltisch etwas umgebaut und am Montag das nächste Projekt in Angriff genommen...
Grüße aus dem Schwarzwald
Jens