Hallo Modellbauer,
man mag es kaum glauben, aber obwohl die Leute auf diesem Bild wirklich existieren , ist hier nur ihre 3D-gedruckte Version im Maßstab 1:22,5 zu sehen. Ich habe sie für den Bahnsteig einer LGB Anlage hergestellt. Bemalt sind die Figuren mit Acrylfarben und die Brillen sind aus Draht gemacht. Ich bin übrigens der im gelben Pullover. Es fällt auf, dass alle Personen die Hände entweder in den Hosentaschen haben oder sie zumindest am Körper anlegen. Das ist notwendig damit ohne Stützmaterial gedruckt werden kann.
Nachdem ich im Internet viel Information gesammelt hatte wie man Personen scannen kann um sie dann mit einem 3D-Drucker zu klonen, ist es mir tatsächlich gelungen einen solchen 3D-Scanner zu bauen. Das Herzstück des Scanners ist ein gebrauchter XBOX 360 Kinect Sensor der ersten Generation. Den gibt es gebraucht schon ab ca. 20 Euro. Das Anschlußkabel musste ich etwas modifizieren damit ich ihn am PC statt an einer XBOX anschließen kann.
Der Sensor enthält einen Infrarot-Projektor der ein für das menschliche Auge unsichtbares Muster in den Raum projiziert. Das an Gegenständen reflektierte Muster wird von einer Infrarotkamera aufgenommen und als Tiefenbild an den Computer übertragen. Eine zweite Kamera überträgt gleichzeitig das sichtbare Farbbild zum PC. Das Gerät enthält auch noch mehrere Mikrofone und einen Beschleunigungssensor was aber für meine Anwendung ohne Bedeutung ist.
Meine ersten Versuche machte ich, indem ich eine Person mit dem Sensor freihändig rundherum und von oben bis unten "filmte". Das Problem dabei ist, dass die Person und auch der PC-Monitor gleichzeitig beobachtet werden müssen damit am Ende der Körper lückenlos eingescannt ist.
Aus diesem Grund habe ich den Vorgang automatisiert indem sich der Sensor entlang einer 2m hohen Schiene von oben nach unten bewegt und gleichzeitig die Person auf einer angetriebenen Drehscheibe mehrmals um die eigene Achse gedreht wird. Ein Scanvorgang dauert 2,5 Minuten.
Alle Konstruktionsteile für den Lift und den Drehteller sind selbstverständlich 3D-gedruckt. Die Vorrichtung wird von zwei Schrittmotoren über Zahnriemen angetrieben. Ein Arduino Microcomputer steuert das ganze.
Der Drehteller besteht aus zwei Käse-Servierplatten und einem kräftigen Kugellager dazwischen das normalerweise für Drehsitze in Motorbooten verwendet wird.
Die Beleuchtung habe ich aus preiswerten LED-Streifen hergestellt.
Während des Scannens werkelt auf dem PC das Programm "RecFusion" (ca. 100 Euro). Die Software baut die riesigen Datenmengen zu einem virtuellen 3D-Modell zusammen und überzieht das Modell auf dem Bildschirm auch gleich mit der Textur von der Farbkamera. Das Modell kann anschließend im Programm von allen Seiten betrachtet werden. Eventuelle Fehlstellen kann man vom Programm gleich reparieren lassen. Der ebenfalls sichtbare Drehteller muss vom Modell "abgeschnitten" und durch einen flachen Standsockel ersetzt werden damit das Modell nicht bereits während des Druckens umfällt. Das Programm zeigt sogar die Körpergröße an. Damit kann das Selfie gleich im exakten Maßstab verkleinert und für den 3D-Drucker passend gespeichert werden.
Schöne Grüße
Erhard