von Lappes: Burg Reußenstein "der Beutezug" - Diorama in 1:72

Dieses Diorama befindet sich seit rund einem Jahr im Bau. Dabei orientierte ich mich an der terrassenförmig angeordneten Ruine Reußenstein auf einem Felsen am Albtrauf der schwäbischen Alb. Es handelt sich um eine Spornburg deren untere Burgebenen gegen Beschuß durch den Felsen und die Kernburg gesichert sind.  Diese Burgruine fasziniert mich dermaßen, dass ich entschloss, beim Bau dieses Dioramas mich daran zu orientieren.

Hier ein Screenshot aus einem meiner Drohnenvideos:



Gerade bei den unteren Burgebenen habe ich aber meiner "künstlerischen" Freiheit viel Spielraum gelassen. Es gibt leider kaum alte Bilder und jahrelang wurde diese Ruine leider als Steinbruch missbraucht. Fachwerkbauten waren sowieso schnell verfallen. Gleichzeitig orientiere ich mich nach Literatur über den Burgenbau und versuche, meine Dioramen relativ korrekt und glaubwürdig darzustellen. Ich möchte Märchenburgen wie Disney`s Traumschloss oder auch Retortenburgen wie Hohenzollern oder Lichtenstein nach Möglichkeit vermeiden.
Auf den Namen "der Beutezug" bin ich durch eine Figurengruppe von Valdemar gekommen. Überhaupt finden neben dieser Gruppe auch wieder zahlreiche Valdemar Figuren ihren Platz auf dem Dio. Aber bis dahin ist noch ein langer Weg.
Zum ersten Mal habe ich ein Grundgerüst mit einem Filament 3D Drucker erstellt. Ich besitze mittlerweile 4 3D Drucker, 2 Filament- und 2 Resin 3D Drucker, die sich durch das Druckprinzip voneinander unterscheiden. Näheres kann man in diesem Forum nachlesen. Mein Ziel war es, sowohl 3D Druck, als auch "herkömmlichen" Dioramenbau miteinander zu kombinieren. Also werden die gedruckten Grundgerüste mit selbsthärtender Modelliermasse belegt und modelliert. Die Dachziegel, wie bei den anderen Mittelalterdios, aus Zeichenkarton.
Der Baubericht wird auf dem jetzigen Stand fortgesetzt.

Hier die Bilder des bisherigen Standes:

Hallo Lappes, 

grandioses Modell und super fotografiert!!!

Mal ganz unter uns: Das was du da an Modellen baust, gell, 
das ist ganz und gar nicht normal. 

Warum: Weil das SSUUPPEERR ist!!!!!!!!!!

Grüße
XEDOS

Danke schön, Xedos.

Hallo Frank,

auch diese Diorama wird ein echter Hingucker!



Grüße
Steven

Hallo Frank!

Ziemlich beeindruckend, was du da ablieferst...

LG Kubi

Danke schön, Kubi

Hier ist übrigens die Figurengruppe, von der ich den Namen des Dios "der Beutezug" genommen habe. Es sind Weißmetallfiguren von Valdemar. Das Chassis des Wagens mit den Deichseln habe ich gedruckt, da das Weißmetall zu biegsam ist. Das improvisierte Joch des Pferdes habe ich aus einer Weißmetalldeichsel gebogen, damit das Ganze einigermaßen stehen bleibt. Geklebt wird erst nach der Bemalung. Die meisten Figuren für das Dio habe ich schon eine ganze Zeit komplett zusammen. Vielleicht kommt noch die eine oder andere hinzu. Ich muss das erst auf mich wirken lassen. Ich denke, es wird eine recht stimmige Figurenkomposition.
Meiner Meinung nach beleben erst die Figuren ein Dio und erzählen die kleine Geschichte, die ausgedrückt werden soll.

Nach längerer Zeit möchte ich einige Updates zu diesem Diorama zeigen. Die Burg Zuzenhausen hat mein Interesse an diesem Projekt wieder geweckt. Manchmal ist es gut, ein kleines Projekt dazwischen zu schieben.
Da das Modellieren der Mauern ziemlich eintönig ist, habe ich beschlossen, immer wieder etwas anderes in Angriff zu nehmen. Möglicherweise wird der Baubericht dadurch schwerer nachvollziehbar, vielleicht aber auch interessanter. Das ist hier natürlich schwer zu verstehen, da ich das Diorama ja schon in einem recht fortgeschrittenen Zustand zeige.
Zuerst noch ein paar Bilder des bisherigen Baus, um einige Details zu zeigen:
Der Bau des Turms auf der Vorderseite:



















Die Zugbrücke mit Brücke:

Diese wurde in Fusion 360 konstruiert und mit dem Filamentdrucker ausgedruckt.
Dafür habe ich statt PLA das robustere PTEG genommen. Die Brücke ließ sich so ein wenig komplizierter von der Stützkonstruktion gestalten.
Um trotzdem einen Holzcharakter zu erzielen, habe ich die Oberfläche des Laufwegs mit Papierstreifen belegt, um Bretter zu simulieren.
Eine farbliche Behandlung in braun und Alterung mit Ölfarben umbra gebrannt, weiß und schwarz.

Zum Baubericht der letzten Wochen.

Die Figurengruppe "der Beutezug" wurde bemalt. Ich benutzte dafür Acrylfarben. Das Washing und Highlighting mit Ölfarben. Das Washing ist sehr wichtig, um die Vertiefungen in den Falten der Bekleidung und die Gesichter zu betonen. Das Drybrushing (Highlighting) hebt die erhobenen Stellen auf der Bekleidung und den Gesichtern hervor. Dadurch werden auch kleinste Details sichtbar und die Figuren erhalten mehr "Tiefe" als eine einfache Bemalung mit den Acrylfarben (siehe H0 Figuren für die Modellbahn. Diese werden aus Kostengründen nur einfach bemalt).








Das Inventar der Schmiede wurde bemalt, die Schmiede erhielt einen Steinboden aus selbsthärtender Modelliermasse.
Das Obergeschoss wurde neu konstruiert, da mir die Höhe des Obergeschosses und das Dach nicht gefallen haben. Bemalung mit Acryl und Ölfarben. Tipp: immer warten, bis die Acrylfarben vollkommen durchgetrocknet sind, da diese sich sonst nicht mit den Ölfarben vertragen.

Zu den Figuren in der Schmiede und der Beutezug habe ich noch folgende Figuren bemalt. 5 Ritter mit Pferden und Vater und Sohn. Die Figuren „der Beutezug“ wurden noch bearbeitet. Der Pferdekarren wurde testweise auf die Zugbrücke gesetzt. Die Figuren der Schmiede enthalten noch einen Schmied, der ein Pferd beschlägt, einen Ritter, der das Pferd am Zaumzeug hält und 2 Knechte. Auf das gleiche Brett habe ich auch Vater und Sohn zwecks Bemalung geklebt. Die Ritter und die Pferde habe ich bemalt. Die Ausrüstung noch nicht, da ich noch nicht wusste, wie die Ritter bemalt werden. Zumindest die Schilde müssen von der Bemalung dazu passen.

Nun habe ich neben den Gruppen Ritter, Beutezug, Schmiedezubehör und Schmiedefiguren auch die Figurengruppe auf dem Marsch fertiggestellt (Bis auf die Bewaffnungen). Die Ritter wurden auf ihre Pferde geklebt. Alle bisher vorhandenen Figuren habe ich zwecks Bemalung auf Brettchen geklebt.
Jetzt mache ich aber zur Abwechslung mal wieder am Dio weiter.
Das Dach des Kranhauses wurde "gedeckt", der Eckturm erhielt eine "Holzverschalung". Eine erste Bemalung des Daches und der anderen Papierteile wurde gemacht.

Die Dächer zweier Häuser wurden "gedeckt", die Bretter der Giebelseiten eines Gebäudes wurden mit Papierstreifen versehen. Dies soll Holzbretter imitieren. Ebenso auf der Vorderseite des Gebäudes die Verkleidung und der Aborterker. In die Papierstreifen wurde eine Holzmaserung geritzt. Dann wurden Dächer und Verkleidungen mit verdünnter Ölfarbe umbra gebrannt, schwarz und weiß bemalt.

Hallo Frank,

die Bemalung der kleinen Figuren ist echt klasse!

In deinem Baubericht kann man sehr gut mitverfolgen, wie aus den strukturarmen 3D-Druckteilen kleine Kunstwerke entstehen.

Tolle Arbeit, toller Bericht!

Grüße
Steven

Danke schön, Steven.

Seit dem letzten Post habe ich folgende Arbeiten erledigt.
Das Niveau des Bodens auf der unteren Ebene wird um 3 cm angehoben.  Dadurch wird das Gefälle vom Haupttor zum unteren Burghof etwas geringer. Des weiteren sieht man die Schmiede besser.
Der Rundturm wurde um 3 cm erhöht, damit er besser paßt. Das bringt optisch auch noch einen Gewinn. Der Zugang mußte aufgrund der Turmerhöhung um eine Treppe ergänzt werden.
Der Viereckturm wurde mit Dachziegel und Brettern für den Aborterker versehen. Die farbliche Behandlung ist auch erfolgt.

Die Modellierung der letzten Mauern mit selbsthärtender Masse wurde begonnen. Das Wetter war hervorragend und so konnte ich mich auf die Terasse setzen. An der frischen Luft ist es im Sommer deutlich angenehmer zu arbeiten.
Eine der Turmseiten konnte auf meine schon weiter oben beschriebene Methode fertiggestellt werden. Ebenso eine der Mauern auf der Außenseite. Zuerst ein Bild der Gesamtansicht unmodelliert, dann Bilder auf der Terasse nach Fertigstellung der ersten Mauerseite und dann noch einmal ein Bild auf dem Dio mit modellierter Mauer.

Hallo Frank,

grandios was Du da baust.

Grüße
XEDOS

Hallo Frank,

ich habe mein Filament 3D-Drucker seit ca. einem Jahr völlig vernachlässigt, weil ich die Oberfächen zu rau fand. Jetzt zeigt dein Bericht mit wofür dieses Gerät wirklich nützlich ist. Nämlich bei der Herstellung von stabilen Unterkonstruktionen, die als Träger für die Feinarbeit dienen - oder so habe ich deinen Bericht interpretiert. Hätte ich auch darauf kommen sollen.

Danke

Gruß Chris

Ich danke euch. Freut mich, dass es gefällt.
@Chris: genauso so ist es richtig interpretiert. Die etwas raue Oberfläche bietet sogar guten Halt für die Modelliermasse. Natürlich kommt trotzdem noch Weißleim darauf.
Ich nutze den Drucker tatsächlich nur, um die Grundkonstruktion zu schaffen. Es ist also Diobau im eigentlichen Sinne.
Der Vorteil liegt aber darin, dass man die Konstruktion der Druckteile bildlich vor sich hat und somit am PC schon ein dreidimensionales Bild hat, um zu sehen, wie ein Gebäude wirkt. Außerdem ist der Ausdruck stabil und paßgenau.
Deshalb habe ich diese Art der Vorgehensweise bei diesem Dio zum ersten Mal getestet. Ich habe durch dieses Dio erstmal den 3D Druck und den Umgang mit dem CAD Programm Fusion 360 erlernt. Das sieht man auch. Die letzten Drucke sind weitaus komplexer als noch die ersten.
Wer immer noch die 3D Drucke beim Diobau verteufelt, sollte sich mal überlegen, dass er überwiegend Plastikmodelle baut, die auch vorgefertigt sind und die er noch nicht einmal selber konstruiert hat.
Dies ein kleiner Seitenhieb auf die Kritiker, die 3D Druck nicht für Modellbau halten.

Jetzt die Fortsetzung...immer in kleinen Schritten, um nicht nur den Bau, sondern auch die Gedanken während des Baus nachvollziehen zu können. Denn das kennt vermutlich jeder von uns....Ideen bzw. Änderungen fallen einem häufig erst während des Baus ein bzw. auf. So auch zum Beispiel die Niveauerhöhung der unteren Burghofes, wie ich es weiter oben beschrieben habe.
In diesem Fall habe ich das Gebäude auf der Mauer des Vorhofes zur Kernburg weiter nach rechts versetzt. Dadurch erhält der Hof mehr Platz und das Ganze sieht meiner Meinung nach logischer aus.
Außerdem habe ich das Mauerwerk des eckigen Turms auf der unteren Ebene nahezu fertiggestellt. Es fehlen nur noch der Kamin und das außenliegende Treppenhaus. Da das Dach des Treppenhauses glatt mit der Wand abschloss, habe ich noch eine Erweiterung ausgedruckt, damit ein Überhang über dem Mauerwerk entsteht.

absolut krasse Kulisse Bro´,... toll anzuschauen!

Vielen Dank, Uwe. Freut mich, dass es Dir gefällt.

Nun wurde das Mauerwerk des Rundturms modelliert. Jetzt bleibt nur noch das kleine Mauerstück zwischen dem Rundturm und dem Haupttor.
Das Dach und die Erker werden noch verkleidet, dann fange ich mit der Geländegestaltung an.
Deshalb jetzt auch noch eine Rundumbetrachtung des Dios.

Burg Reußenstein in 1:72 - der Beutezug
In den letzten Tagen habe ich eine Reihe zeitaufwendiger Arbeiten erledigt. Der Aborterker, Eingangserker und der Treppenaufgang des Rundturms erhielten "Bretter" aus Papier. Das Dach des Rundturms wurde "gedeckt". Das Kran- und das Wirtschaftsgebäude auf der oberen Mauer wurden farblich überarbeitet. Der Viereckturm erhielt eine Verkleidung des Schornsteins und des Turmeingangs aus selbsthärtender Modelliermasse.

Hallo Frank,

heute noch mal den ganzen Bericht angesehen.
Das ist ja ganz großes Kino !

Gruß Berthold

Hallo Frank,

wirklich schön zu sehen wie dein Dio entsteht - wie berthold schrieb "ganz großes Kino". Die Kritik an 3D-Druck als Modllbauart sehe ich genau so wie du. Ähnlich sehe ich es bei der Nutzung von Hilfsmitteln wie Lasern zum Schneiden/Gravieren.

Problematisch sehe ich das Ganze nur dann, wenn behauptet wird, dass alles Handarbeit war, tatsächlich aber mit dem Laser gesschnitten wurde. Was ich in einem anderen Forum gesehen habe - offensichtlich gelaserte Teile wurden als Handgeschnitten ausgegeben.

Aber sowas haben wir nicht behauptet.

Gruß Chrisz.B.

Hi Frank,

ich bin nur noch baff,...

Ich danke euch vielmals für die netten Kommentare. Es freut mich sehr.
@Chrisz.B.: Danke schön auch für Deinen Kommentar. Ich denke, Du beziehst dich auf den kleinen Seitenhieb auf die Plastikmodellbauer. Hier im Forum habe ich natürlich nichts in der Hinsicht gehört. Woanders schon.

Gestern habe ich tatsächlich rund 7 Stunden für das Dach der Schmiede benötigt. Diese ist nun auch "gedeckt" und wurde farblich behandelt. Somit bleibt nur noch ein Gebäude zu decken....das Wirtschaftsgebäude auf der Mauer vor der Kernburg. Da kommt allerdings wohl noch einiges hinzu.

Heute würde ich gerne meine Variante zeigen, wie ich ein verwittertes Holztor nachbilde. Nach vielen Experimenten bin ich auf ein - für mich - zufriedenstellendes Ergebnis gekommen. Die Methode hat gerade mal 15 Minuten Zeit beansprucht.
Ich nutze als Grundlage einen PLA 3D Druck. Dies geht aber auch mit Styrodur oder Plastiksheet.
Das vorgefertigte Teil wird als Schablone genutzt um  ein Stück Künstlerkarton auszuschneiden.
Das ausgeschnittene Stück Papier wird bis dicht zum geraden Rand in Streifen eingeschnitten.
Dann wird das vorgefertigte Teil mit Weißleim eingestrichen und von der geraden Steite aus das Papier aufgelegt, ausgerichtet und angedrückt.
Nach einer kurzen Trockenzeit werden die Papierstreifen mit einem scharfen Bastellmesser eingeritzt.
Noch ein wenig trocknen lassen und dann mit verdünnter Ölfarbe umbra gebrannt einstreichen.
Dies setzt sich auch in die Ritzen und Fugen und wölbt auch das Papier ein wenig auf.
Direkt danach ein partielles Einstreichen mit nicht ganz so stark verdünnter Ölfarbe schwarz.
Danach ein wenig weiß einstrichen. Unverdünnt. Dadurch entehen durch die Mischung graue Nuancen.
Vorsichtig mit einem Papiertuch abtupfen und  mit einem harten Pinsel vorsichtig verreiben. Zuviel entfernte Farbe wieder auftragen, kurz einwirken lassen und nochmals vorsichtig tupfen und verreiben.

Frank,

ein wirklich überzeugendes ergebnis! Gewusst wie! Danke für die Anleitung.

Chris

Hallo Frank,

ich bin immer wieder fasziniert, wie aus den einfach gestalteten 3D-Druckteilen am Ende fantastisch detaillierte und Realistische Bauwerke entstehen.

Einfach klasse!!!

Danke für die Beschreibung deiner Vorgehensweise der Holzteile.
Das Ergebnis ist

Grüße
Steven